Elternrückmeldungen

Liebe Schülerinnen, liebe Schüler,

liebe Eltern,


vielleicht stellt Ihr Euch/stellen Sie sich gerade die Frage, ob eine Flexklasse für Euch/für Ihr Kind in Frage kommt. Wir möchten dazu beitragen Euch/Ihnen die Entscheidung etwas leichter zu machen. Hierzu möchten wir Euch/Ihnen erzählen, wie die Situation bei uns war.


Unser Sohn ist ein sehr ruhiger und in sich gekehrter Junge. Es fiel schon gleich zu Beginn seiner Schulzeit auf, dass er Schwierigkeiten hatte dem Unterricht zu folgen. Seine Klasse war eine sehr leistungsstarke Klasse mit vielen guten Schülerinnen und Schülern, was ihn nur noch ruhiger werden ließ. Ende der zweiten Klasse bemerkten wir, dass er durch die Stärke seiner Mitschüler immer ruhiger wurde und sich weiter zurückzog. Wir entschlossen uns dazu, ihn das 2. Schuljahr wiederholen zu lassen. In dem neuen Klassenverband fühlte er sich wohler, doch mit der Gemeinschaftsschule (5. Klasse) ging es wieder von vorne los.


Am Ende der 7. Jahrgangsstufe bekamen wir kurz vor den Sommerferien einen Anruf von der Klassenlehrerin, die uns zu einem Schulwechsel riet, da unser Sohn Schwierigkeiten hätte im Unterricht mitzukommen und es nicht sicher sei, ob er den ESA-Abschluss erreichen würde. Sie erzählte uns von dem Modell der Flexklassen, in der die Schüler in den Klassenstufen 8, 9 und 9+ in einem kleineren Klassenverband unterrichtet würden und durch die flexible Ausgangsphase hätte unser Sohn bis zu 3 Jahre Zeit, den ESA-Abschluss zu absolvieren. Da die Flexklassen leider an unserer Schule nicht angeboten wurden, riet sie uns zu einem Schulwechsel an die Hahnheide-Schule nach Trittau.


Es blieb uns nicht viel Zeit zum Überlegen, kurz vor den Sommerferien, und wir vereinbarten einen Termin bei Herrn Fischer, dem Leiter der Flexklassen in der Hahnheide-Schule in Trittau. Zu meiner Überraschung bekamen wir recht schnell ein Gesprächstermin.

Herr Fischer erzählte uns voller Stolz von den Flexklassen, in denen der Unterrichtsstoff durch langsameres und intensiveres Lernen vermittelt wird, dadurch würde die Selbstständigkeit und das Selbstwertgefühl der Schüler gesteigert.

Außerdem berichtete er über viele tolle Projekte, die während des Unterrichtes stattfinden würden.

Den Schülern würde mit der Unterstützung des Jugendaufbauwerkes und den 3-4 stattfindenden Praktika eine bessere Berufsorientierung ermöglicht.

Geduldig beantwortete Herr Fischer all unsere Fragen und nahm uns auch einen großen Teil unserer Ängste, die darin bestanden, dass unser Sohn in einer sogenannte „Rabaukenklasse“ völlig untergehen könnte. Aus den bisher gemachten Erfahrungen versuchte Herr Fischer uns diese Ängste zu nehmen und ermutigte uns zu der Entscheidung der Flexklasse.

Im Anschluss bekamen wir noch eine Führung durch die Schule und konnten auch eine Klasse besichtigen, in der wirklich nur wenige Tische standen. Das hieß für unseren Sohn, dass die Klassenstärke sich genau auf die Hälfte reduzieren würde.

Obwohl die Zusammensetzung der Klasse eigentlich schon stand, bekamen wir nach recht kurzer Zeit eine Zusage. Somit konnten wir alles noch rechtzeitig vor den Sommerferien regeln.


Dann kam der erste Schultag und in mir fand ein absolutes Gefühlschaos statt, mit der Frage, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, unseren Sohn in der Flexklasse anzumelden. Am liebsten hätte ich alles wieder rückgängig gemacht, wollte aber meinen Sohn nicht entmutigen und versuchte daher seine Ängste zu entkräften und ihm Mut zu machen.

Von der Klasse und den Lehrern war unser Sohn total begeistert und fühlte sich in der neuen Flexklasse schnell wohl. Uns ging es ähnlich, als wir den ersten Elternabend besuchten, denn so etwas hatten wir zuvor noch nicht erlebt. Alle Lehrkräfte und auch alle weiteren Personen, die mit unseren Kindern zu tun hatten, waren anwesend und stellten sich vor. Gefühlt waren fast mehr Pädagogen anwesend als Eltern. Die Klassenlehrerin Frau Erstling hatte sich das Kollegium für die Flexklasse selber zusammengestellt, denn sie wollte auch unter den Pädagogen eine sehr gute Zusammenarbeit erreichen und unseren Kindern das bestmögliche bieten.


Unser Sohn kam im Unterricht deutlich besser mit, denn durch die Doppelbesetzung in einigen Fächern konnten sich die Lehrer mehr Zeit nehmen den Schülern etwas zu erklären. Auch die Angst, im Unterricht etwas Falsches zu sagen, wurde immer weniger, denn in dieser Klasse gab es keine Besserwisser, die unseren Sohn den Mut nahmen etwas zu sagen. Zwar meldete er sich nicht unbedingt freiwillig im Unterricht, aber wenn er gefragt wurde gab er meist richtige Antworten. Seine Hausaufgaben hatte er schon immer selbstständig gemacht und wir durften diese auch nie kontrollieren, daher war das bei uns kein Thema.

Auch fand eine Klassenfahrt statt, für die sich Frau Erstling, zur Freude der Schüler, einsetzte und den Klassenverband nur noch mehr stärkte.

Bei den Elterngesprächen zu denen wir unseren Sohn mitnahmen, wurde weiterhin von einem ruhigen und zurückhaltenden Schüler gesprochen, der noch etwas Zeit bräuchte. Wir hatten erneut unsere Zweifel, vertrauten aber der Aussage von Frau Erstling.

Dann kam die Zeit der Praktika. Frau Otteny vom Jugendaufbauwerk setzte sich sehr stark für die Schüler ein und versuchte gemeinsam mit den Kindern herauszufinden, wo die jeweiligen Stärken und die Interessen jedes einzelnen Schülers lagen. Sie unterstützte die Schülerinnen und Schüler bei der Kontaktaufnahme zu den jeweiligen Betrieben und besuchte gemeinsam mit ihnen die verschiedenen Firmen.

Unser Sohn machte sein erstes Praktikum als „Elektroniker für Haus- und Gebäudetechnik“, ein Beruf in dem ich ihn gesehen hatte, denn sein Hobby war, wie bei fast jedem Teenager der PC und schon als kleiner Junge baute er zu Hause sämtliche Geräte auseinander. Wir hatten schon Hoffnung, dass die Einzelteile jetzt wieder zueinander finden würden.

Das zweite Praktikum machte er in einem Seniorenheim als „Altenpfleger“ und war von den älteren Damen und Herren sehr angetan und begann viel zu Hause zu erzählen.

Die Wende aber brachte das dritte Praktikum, welches er auf einem Milchviehbetrieb als „Landwirt“ absolvierte. Nach diesem Praktikum plante unser Sohn seinen Treckerführerschein zu machen. Da wir keinen eigenen Betrieb haben, stellten wir unseren Sohn auf die Probe. Er würde von uns Unterstützung bekommen, er müsste sich aber selber um alles kümmern, unter anderem auch fragen, wo er sich einen Trecker für die Fahrstunden und auch für die Prüfung ausleihen könnte, denn die Fahrschulen besaßen hierfür keine Trecker. Außerdem müsste er einen Bauernhof finden, bei dem er im Anschluss das Geld für den Führerschein wieder abarbeiten konnte. Es dauerte nicht lange und unser Sohn legte uns alles vor. Den Trecker bekam er von dem Betrieb, auf dem er sein Praktikum gemacht hatte und arbeitete diese Stunden fleißig ab. Für unseren Sohn stand somit sein Berufswunsch fest, er wollte Landwirt werden und machte daher auch sein viertes Praktikum auf einem ökologischen Hof als „Landwirt“. Da unser Sohn sein Ziel für die Zukunft gefunden hatte, fing er auch selbstständig an für Arbeiten zu lernen, denn jetzt wusste er wofür er in der Schule saß und als er dann noch merkte, dass es Spaß brachte gute Noten zu schreiben wurde seine Motivation weiterhin gesteigert.

Frau Erstling sollte also rechtbehalten, als sie uns sagte, dass unser Sohn sich noch entwickeln würde.


Im Nachhinein können unser Sohn und wir nur sagen, die Flexklasse war das Beste, was unserem Sohn passieren konnte!!!


Ein ganz besonderer Dank gilt der Klassenlehrerin Frau Erstling und Frau Otteny vom Jugendaufbauwerk. Durch ihre Unterstützung hat sich unser Sohn eine realistische Perspektive erarbeitet.


Wir hoffen, dass wir zu Eurer/Ihrer Entscheidung etwas beitragen konnten und wünschen Euch und Ihnen alles Gute für die Zukunft.


Fam. Rönck


Ach übrigens, jetzt, ein Jahr nach seinem Abschluss befindet sich unser Sohn im ersten Ausbildungsjahr zum Landwirt und zwar auf dem Hof, bei dem er sein drittes Praktikum machte. Trotz der vielen und harten Arbeit ist er ein glücklicher und zufriedener junger Mann geworden, der alles daran setzt seine Ziele zu erreichen.


Ende März erzählte unser Sohn von seinem neuen Plan. Sein bester Freund, ebenfalls im ersten Lehrjahr zum Landwirt und er, wollen eine Weide pachten und Schafe darauf halten und somit während ihrer Ausbildung noch mehr Erfahrung und vor allen Eigenverantwortung sammeln.

Die ganze Organisation und die Gespräche mit der Verpächterin der Weide und den Züchtern haben die beiden Jungs ganz alleine in die Hand genommen. Unterstützung in den rechtlichen Bereichen bekommen sie von den jeweiligen Arbeitgebern und auch die Geräte und Maschinen dürfen sie sich dort ausleihen, natürlich gegen zusätzliche Arbeit/Überstunden. Die Schafe wollen sie sich im ersten Jahr nur leihen, um zu prüfen, wie sie mit den Tieren zurechtkommen und welche Kosten für die beiden entstehen würden. Außerdem können sie sich so auch jederzeit an den Besitzer wenden. Die Schafe sollen in einer Woche da sein und wenn alles klappt, stehen nächstes Jahr ihre eigenen Schafe auf der Wiese.


Wir sind unsagbar stolz auf unseren Sohn.


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Wir haben es nicht bereut unsere Tochter in die Flexklasse gegeben zu haben, da sie in den 3 Jahren unheimlich viel Selbstbewusstsein erlangen konnte. 
Dadurch, dass die Kinder 3 Jahre, anstatt 2 Jahre für den ersten allgemeinbildenden Abschluss hatten, gelang es ihr auch gute Noten zu bekommen.

Ein weiterer positiver Effekt war, das nicht so viele wechselnde Lehrer in der Flexklasse für die Schüler verantwortlich waren. 
Wir konnten hierdurch unserer Tochter den Druck am Lernen nehmen und dadurch ging sie wieder gerne zur Schule.

Lieben Gruß

Nicole Heitmann (Tochter in der Fx 9+/Sj 2019-2020)


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